Neben der omnipräsenten Bierkultur, den verstopften tempofreien Autobahnen und dem unermüdlichen Fußballfieber existiert eine beachtliche Weinkultur bei den akribisch-genauen und qualitätsstrebenden Deutschen. Vor allem wenn man einmal in einem deutschen Weinbaugebiet entlang der Weinstraße oder einem Flusstal etwas Zeit verbracht hat und zwischen Rheinromantik in der Drosselgasse hängen geblieben ist, wird einem die lange Geschichte und Tradition im Weinbau erst richtig bewusst.
Deutschland ist auch wegen ihren 100.000 Hektar ein ernstzunehmendes Weinland und gilt mit 24.000 Hektar Riesling als die Heimat dieser exzellenten Weißweintraube. Dann hat Deutschland noch eine über zweitausend Jahre alte Weinkultur, wobei bereits vorher importierter Wein getrunken wurde, was eine in einem keltischen Grab gefundene griechische Weinflasche aus Ton aus der Zeit um 400 v. Chr. beweist. Die ältesten Weinberge befanden sich an den Ufern von Rhein, Neckar und Mosel. Karl der Große und die Zisterzienser aus dem Burgund haben den Weinbau weiter beflügelt.
Mit einem Weinkonsum von 23 Liter pro Kopf liegt Deutschland eher im unteren Bereich in Europa. Der Export beträgt ca. 25% und Hauptabnahmeländer sind Großbritannien, USA, Niederlande und Japan.
Dass Riesling zu einer der besten Rebsorte der Welt gehört müssen wir wohl nicht ausdiskutieren. Vorausgesetzt man muss schon wieder ein Ranking veranstalten und Medaillen verteilen. Eigentlich muss man das nur beim Skifahren... der Rest auf der Welt sollte Spaß machen. Der Spätburgunder (ein Synonym und Klon des Pinot Noir) ist übrigens die zweite ernstzunehmende Machenschaft und hat schon manchen Burgunder-Fan bei einer Blindverkostung vom Hocker gehauen. Lemberger aus Württemberg (Sandstein- und Gipsböden) und diverse Burgundersorten hier und dort runden die Sortenvielfalt der verschiedenen Weinbauregionen ab. Die südliche Pfalz liegt auf denselben Breitengraden wie das Burgund. Die Weine der berühmten Mosel zählten einst zu den Teuersten der Welt und haben in Sachen Kostbarkeit seit ihrer Weltherrschaft vor ca. 100 Jahren nichts verloren. Weiter gibt es in Rheinhessen fantastische Weißweine in Sortenvielfalt. Die Pfalz ist groß und breit gefächert. Feine Rieslinge und Spätburgunder gibt es dort zu entdecken. Das Gute liegt so nahe, z.B. am Bodensee, oder auch an der Nahe und deshalb kann es nur ein Fazit am Ende eines Länderintros über Deutschland geben: "Everything happens for a Riesling."