Endlich Rioja – und ehrlich gesagt zum ersten Mal!
Unsere Weinstein Weinreise 2025 führte uns in die traditionsreiche Weinregion Rioja – genauer gesagt in die Subregionen Rioja Alavesa und Rioja Alta. Ein besonderer Höhepunkt: der Besuch bei unserem Produzenten Bideona, der mit seiner Vision von Herkunft und Terroir neue Maßstäbe setzt.
Während die Rioja lange Zeit von einem Weinstil geprägt war – Stichworte: Crianza, Reserva, Gran Reserva – entstehen heute bei Winzer:innen wie Bideona völlig neue Interpretationen. In den kalk- und lehmhaltigen Böden der Rioja Alavesa – der „Côte d’Or der Rioja“ – wachsen die wichtigsten Rebsorten Tempranillo und Garnacha, sowie gemischte Sätze von richtig alten Reben. Meistens wird "en vaso" erzogen, was übersetzt "Buschform" bedeutet, manchmal auch am Drahrahmen in Guyot-Form. "Alte Reben" wird in der Rioja übrigens so verstanden, dass die Person, die die Reben gepflanzt hat schon verstorben ist. Solange die Person noch lebt, wären es noch junge Reben.
Auf dem Reisplan standen Klassiker wie La Rioja Alta, Remelluri und Lopez de Heredia - Viña Tondoñia. Gerade ein Besuch bei Viña Tondoñia ist natürlich ein Traum eines/r jeden Weinliebhaber:in. Der Eintritt wird nur noch professionellen Besucher:innen gewährt, weil der Andrang so gross ist. Wir hatten Glück und die Führung durch den alten Keller war ein einmaliges und imposantes Erlebnis. Beeindruckend war aber auch der Spirit von Remelluri und die große Klasse deren Weine, sowie der Lagerstand an Gran-Reserva 904 und 890 bei La Rioja Alta.
BODEGA BIDEONA
Der Besuch bei unserem Produzenten Bideona in der Rioja Alavesa war einer der Aufhänger für die Weinreise. Seit gut einem Jahr arbeiten wir mit dem im Jahr 2018 neu übernommenen Weingut zusammen, dass von Andreas Kubach MW geführt wird. Unsere Ansprechperson und Vetriebspartner Jörg Wössner (Peninsula Wines) ist extra aus Deutschland angereist um den Vormittag mit uns zu verbringen. Gemeinsam erkundigten wir die Weingärten, welche seit vielen Jahrzehnten oft mit gemischten Rebsorten bestockt sind. Neueste DNA Analysen geben genaue Auskunft über die Herkunft der Stöcke. Neben den autochthonen Rioja-Sorten haben sich über die Jahre beispielsweise auch Mencia, oder Alarije, in die Rioja eingeschlichen. Die Geschichten, wie solche Rebsorten her gekommen sind, sind mannigfaltig. Getauscht wurden Edelreisser nämlich eigentlich nur innerhalb und niemals unter den Dörfern.
Bideona hat sich ausserdem zum Ziel gesetzt, die Herkunft und das Terroir der verschiedenen Ortschaften und des Lagenteppichs (unzählige kleine Lagen, die sich wie ein Wildwuchs über die Hügel ziehen) berühmt zu machen. Und zwar so berühmt, dass in zehn Jahren jede/r Sommelier(-ière) weltweit zumindest fünf der neun Dorfnamen der Alavesa kennt und darüber reden kann. Zwei dieser Ortsweine haben wir bereits in unserem Sortiment - der ein oder andere Vino de Paraje (Lagenwein) wird noch folgen! Die Weine sind puristisch, kühl, saftig, mit klarer Frucht und ausserordentlich finessenreich. Das Holz spielt hier nur eine begleitende Rolle und soll Struktur und Lagerfähigkeit verleihen, aber keinesfalls dominieren. Die Eleganz erinnert ans Burgund, und die weißen Viura-Weine bringen ein „Chablisiènne-Feeling" mit sich, jedoch mit dem Selbstbewusstsein eines neuen Rioja-Stils. Highlight war der 2022er Cofrades - einer der Lagenweine aus dem Ort Leza. Ein hedonistischer, generöser und eleganter Wein, der aus 8 verschiedenen Rebsorten besteht, Tempranillo aber den Hauptanteil ausmacht.
SIERRA DE TOLOÑO
Der Besuch bei Sandra Bravo von Sierra de Toloño, die mit terroirbetonten Weinen aus ihren Lagen von ca. 600 m Seehöhe begeisterte, zählt zu den weiteren Highlights. Unsere erste Begegnung mit der Winzerin begann mit einem ihrer Viura-Weine, den der Weinjournalist und unserer Reiseleiter Thomas Götz (Spaniens Weinwelten) bei unserer WINE TIME im vergangenen Herbst präsentierte. Das Thema der damals ausverkauften Masterclass war: „Das klassische und das neue Rioja“. Thomas lebt in Andalusien und beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit der Weinwelt Spaniens. Neben seiner fachlichen Kompetenz, ist er ein irrsinnig liebenswürdiger Zeitgenosse, mit dem man sich Abende lang durch Logroños Tapa-Bars durch schlagen kann. Zurück zu Sandra Bravo und diese besondere Energie, die man in den Weingärten spürt und vermutlich den alten Reben, der biodynamischen Bewirtschaftung und der Kraft der kalkreichen Böden geschuldet ist. Das Ergebnis: mineralische, puristische, strukturierte, organische und vor allem beeindruckende Weine mit "Niagara-Trinkfluss" (Diese Bezeichnung stammt übrigens von Henrik Thoma).
BODEGAS MARTINEZ ALESANCO
Emotional wurde es bei unserem Lokalaugenschein bei Martínez Alesanco in der Rioja Alta. Der Familienbetrieb hat maßgeblich dazu beigetragen, die fast vergessene Rebsorte Maturana Tinta wieder zum Leben zu erwecken. Ihr Wein „Nada Que Ver“ haben wir bereits 2017 in unser Sortiment aufgenommen und war zusammen mit deren traditioneller Crianza und Reserva unsere ersten Importe von der iberischen Halbinsel. Der Wein ist ein echter Charakterkopf: Dunkle Fruchtaromatik, Holz, Würze, Muskeln – aber nicht übertrainiert, sondern kraftvoll und zugleich gut balanciert. Ein perfekter Winterwein und Speisebegleiter, der ideal zu Fleisch und Käse passt.
TAPAS, MICHELIN STERNE & "PULLERN ODER STRULLERN?"
Kulinarisch zu empfehlen sind die traditionellen Restaurants in den Ortschaften, sowie "Umm No Solo Tapas" in Logroño. Die legendäre Tapas-Gasse "Calle Laurel" ist kein Geheimtip mehr und das "Ajo Negro" hat für die Fusion aus Spanien und Mexiko einen verdienten Michelin-Stern an der Türe kleben. Den Rest behalten wir ehrenvoll in Erinnerung und bleibt geheim. Die Truppe rund um unsere Weinfreunde Rita, Uschi, Frank und Gottfried war wie immer stabil und es war uns wieder eine Freude gemeinsam unser Weinwissen zu erweitern und Erfahrungen fürs Leben zu sammeln: "Pullern oder Strullern - aber niemals...!"
Neugierig geworden?
Die Weine von Bideona findet ihr in unserer Vinothek und im Online-Shop – frisch, eigenständig, terroirgeprägt. Rioja ist im 21. Jahrhundert angekommen und wir sind mittendrin anstatt nur dabei!